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05.05.2020
Alois Landerer ist bei der Stiftungsfamilie der Zentrale Fachberater für Wandern. Außerdem leitet er die Wandergruppe München. Wir haben ihn gebeten, uns zu verraten, was er Anfängern raten würde.
Herr Landerer, welchen Tipp würden Sie Wanderanfängern geben?
Anfänger sollten sich eine Strecke aussuchen, die gut beschildert ist. Oder einfach in Gegenden wandern, die nicht zu weit entfernt sind, wo sie sich auskennen. Vor allem sollten sie auf dem Weg bleiben – viele machen den Fehler und sagen: „Ah, da unten muss ich hin, da nehme ich einfach schnell eine Abkürzung!“ Und zackbumm – irgendwo stehen sie plötzlich und es ist kein Wegweiser und nichts mehr da.
Also sollte man auf den ausgewiesenen Wegen bleiben.
Auf jeden Fall, dort gibt es auch Schildern, auf denen meist Zeitangaben stehen, wie 2 Stunden oder 1,5 Stunden – am besten fängt man klein an. Wenn man dann noch eine kleine Wanderkarte einsteckt, kann eigentlich nichts schiefgehen. Handys besitzt heutzutage sowieso jeder. Viele, die oft in den Bergen wandern gehen, haben ein GPS-Gerät dabei, aber ein Handy kann mitunter auch aushelfen: Es gibt zahlreiche Apps, die mir die Wanderstrecke anzeigen; eine andere Sache ist, ob man auf dem Berg Netz hat.
Wie lang sollte eine Strecke sein, wenn ich zum ersten Mal wandere?
Man sollte sich auf keinen Fall überschätzen, diesen Fehler machen viele Anfänger. Auch sollte man zunächst nicht zu schnell gehen, sondern eher gemütlich – man braucht die Kraft ja auch wieder für den Rückweg. Und für Gruppen gilt die Faustregel: Man geht so langsam wie der Schwächste geht.
Und dann geht man einfach los.
Na ja, vor der Wanderung sollte man unbedingt den Wetterbericht konsultieren. Wenn nachmittags ein Gewitter angesagt ist, muss ich meine Tour so planen, dass ich so ungefähr eineinhalb Stunden vorher wieder zuhause bin. Sie würden nicht glauben, wie viele Leute das unterschätzen.
Welche Ausrüstung empfehlen Sie?
Anfänger sollten sich eine Checkliste machen, um gut ausgestattet zu sein. Generell kann man sagen, dass gute Wanderschuhe, ein Handy mit Notfallkontakten, eine Wanderkarte, ein Erste-Hilfe-Set, Wasser, einen Riegel oder kleine Brotzeit, eine dünne Regenjacke, Wechselwäsche wie Pullover und Hemd.
Das ist ganz schön viel.
Ja, aber es heißt ja nicht unbedingt, dass man es auch benutzen muss, aber man ist froh, wenn man es im Rucksack hat, wenn man es doch braucht.
Im Sommer ist auch ein Sonnenschutz wichtig: eine Kappe oder einen Sonnenhut und Sonnencreme sollte man nicht vergessen, auch wenn es morgens nicht nach Sonne aussieht. Wenn man dann den ganzen Tag auf einer Wanderung ist und die Sonne scheint dann doch, hat man abends einen Sonnenbrand.
Brauche ich richtige Wanderschuhe oder kann ich einfach in Turnschuhen loslaufen?
Der Schuh ist für mich das A und O. Deswegen würde ich unbedingt zu einem Wanderschuh raten.
Da bieten die Discounter schon mal welche an.
Ja, sagen wir mal so: Ich bin der Ansicht, dass Qualität kostet. Ich weiß, nicht jeder kann es sich leisten, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Discounter gute Wanderschuhe anbietet. Daher sollte man einen finanziellen Mittelweg finden.
Was kostet denn ein guter Wanderschuh?
Unter hundert Euro bekommt man keinen guten Markenschuh. Sehen Sie, wenn ich nur einfache Strecken gehe, dann brauche ich keinen teuren Schuh. Aber wenn ich in die Berge gehe und Tagestouren mache, dann muss man eben tiefer in die Tasche greifen.
Gibt es Hersteller, die Sie empfehlen?
Das ist eine individuelle Sache, da es immer auf den jeweiligen Fuß ankommt.
Wie pflegt man Wanderschuhe denn am besten?
Das kommt darauf an, ob ich einen Lederschuh oder zum Beispiel einen mit Goretex habe – für letztere sind natürlich spezielle Imprägniersprays am besten. Nach dem Wandern sollte man die Sohle sauber machen, gegebenenfalls abbürsten. Wenn er nass ist, lege ich – das mag sehr altmodisch klingen – eine Zeitung zum Trocknen in den Schuh. Lederschuhe muss man regelmäßig einfetten.
Sind Wander-/Trekkingstöcke sinnvoll?
Die sind vor allem auch für ältere Leute gut. Selbst wenn man in der Ebene spazieren geht, kann man mit solchen Wanderstöcken besser die Balance halten. Setzt man den Stock richtig ein, ist das besser für die Gelenke: Hüfte, Knie und Knöchel werden unheimlich entlastet, wenn ich mich mit den Armen richtig abstütze. Für das Bergauf- und Bergabgehen also auf jeden Fall zu empfehlen.
Sie waren kürzlich Wandern auf Sylt – das ist schon etwas ungewöhnlich.
Man kann in ganz Deutschland wandern gehen, das ist nicht nur auf Süddeutschland beschränkt. Möchte man in die Berge gehen, nützt einem Sylt natürlich nichts. Am Strand, am Watt oder auf den befestigten Wegen ist alles eben. Das ist wiederum für Anfänger gut geeignet. Aber auch hier darf man nicht vergessen: auf Sand zu gehen ist nicht einfach, denn wenn der Sand weich ist, ist das ganz schön anstrengend. Noch dazu hat man immer eine etwas schräge Gangart, da der Strand zum Wasser hin abfällt. Das kann ich für einen Anfänger nicht unbedingt empfehlen. Da würde ich eher auf einem befestigten Wanderweg gehen.
Aber ansonsten kann man auch im Harz gut wandern, in Baiersbronn gibt es schöne Touren, in Berchtesgaden, in Bad Tölz…als Faustregel gilt: wo die BSW-Hotels sind, kann man überall wandern.
Wo wandern Sie am liebsten?
Ich gehe am liebsten in die Berge, aber ich wandere, wie schon erwähnt, auch auf Sylt, an der Ostsee, im Schwarzwald – jede Region hat ihre Reize.