Herzensangelegenheiten

23.03.2023

Für Elisabeth Broß ist der 12. April vergangenen Jahres ein ganz normaler Arbeitstag – bis sie zur Lebensretterin wird. Wie das kam und was genau geschah an diesem schicksalhaften Abend? Lesen Sie selbst!

„Die Zeit drängte“

Das Abendessen im BSW-Schwarzwaldhotel Baiersbronn war gerade vorbei und Elisabeth Broß räumt das Buffet ab. Es ist etwa 20 Uhr und die Mitarbeiterin im Service freut sich auf den nahenden Feierabend. Plötzlich ist jedoch Unruhe im Raum, die Gefahr förmlich zu greifen: Eine Frau steht sichtlich besorgt vor Elisabeth Broß, erzählt dringlich davon, dass es ihrem Mann gar nicht gut ginge. Sie wisse nicht, was zu tun sei. „Mir war sofort klar, dass es ernst ist und schnelle Hilfe gefragt“, erinnert sich die 55-Jährige. „Hier musste sofort gehandelt werden. Ich rief einem Kollegen zu, den Notruf zu wählen, und ging rasch mit unserem Gast aufs Zimmer.“

„Es war eine Eingebung“

Die Service-Mitarbeiterin sieht Johannes Kuipers reglos auf dem Boden. Der 61-Jährige liegt in stabiler Seitenlage, sie weiß nicht einmal, ob er noch lebt. Dennoch bleibt sie besonnen und ist sehr ruhig. „Ich weiß auch nicht, warum, aber mir war klar, dass er eine Herzdruckmassage braucht. Irgendwie habe ich wohl von oben eine Eingebung gehabt.“ Elisabeth Broß schafft es mit eiserner Besonnenheit, mit der Herzdruckmassage zu beginnen – neben sich die aufgelöste Lebensgefährtin, die sie zu beruhigen versucht. „Ich habe entsprechende Kurse gemacht und wusste also immerhin theoretisch, wie das geht. Dass ich das im Ernstfall aber auch so abrufen kann, hätte ich bis zu diesem Moment nicht geglaubt.“

„Es hat sich wie Stunden angefühlt“

Johannes Kuipers beginnt zu röcheln, seine Gesichtsfarbe ändert sich – dennoch macht die 55-Jährige rhythmisch weiter mit ihrer lebensrettenden Herzdruckmassage. Als der Notarzt ca. acht bis zehn Minuten später kommt, übergibt sie an ihn und holt schnell weitere helfende Hände, die beim Transport des totkranken Mannes unterstützen. „Es hat sich wie Stunden angefühlt, dabei war der Notarzt wirklich schnell da.“ Nach dem Abtransport setzte dann der Schock bei Elisabeth Broß ein: „Was, wenn er nicht durchkommt und alles umsonst war? Was, wenn ich etwas falsch gemacht habe? Ich habe nächtelang nicht geschlafen und diese Fragen kreisten immer wieder in meinem Kopf.“

„Es gab keinerlei Warnzeichen“

Die Lebensgefährtin von Johannes Kuipers bleibt noch einige Tage nach dem schrecklichen Vorfall im Hotel, erkundigt sich immer wieder ängstlich nach ihrem Mann auf der Intensivstation. Der 61-Jährige erinnert sich nicht an die Ereignisse und wacht erst drei Tage später im Krankenhaus in Nagold auf. Ungeklärt bleibt, wie es zu dem plötzlichen Herzstillstand kommen konnte, es gab keinerlei Warnzeichen. „Ich bin einfach umgekippt“, erzählt er uns. „Eigentlich war ich bis dahin fit, hatte nie Herzprobleme. Und im Krankenhaus haben sie dann auch nichts gefunden, was darauf hätte hindeuten können. „So wird dem 61-Jährigen ein Defibrillator eingesetzt, um sicher zu gehen. Rein körperlich erholt sich Johannes Kuipers nach der Reha recht schnell, die Psyche jedoch braucht Zeit. Lange hat er Angstzustände, kann in keinen Zug steigen, vertraut seinem Körper nicht. Er sucht sich psychologischen Beistand, der ihm sehr hilft.

„Es ist mir eine Herzensangelegenheit“

Mitte Oktober fährt Johannes Kuipers erneut ins BSW-Schwarzwaldhotel, um sich persönlich bei seiner Lebensretterin zu bedanken – eine Herzensangelegenheit für ihn. „Insbesondere dem beherzten Eingreifen von Elisabeth Broß ist es zu verdanken, dass ich noch lebe und auch ohne größere Beeinträchtigungen weiterleben kann“, sagt er. Ihm ist klar, dass eine solche Grenzerfahrung auch für Elisabeth Broß einschneidend ist. Der 61-Jährige setzt sich nun dafür ein, dass möglichst überall im öffentlichen Raum Defibrillatoren zur Verfügung stehen – auch, um die Ersthelfenden vor Ort zu entlasten. Wir haben diese Anregung sehr gerne aufgenommen und schaffen derzeit Defibrillatoren für jedes BSW-Hotel an – bisher gab es sie nicht in den Häusern, in denen eine schnelle Versorgung durch den Rettungsdienst gewährleistet ist.

„Es war eine wichtige Erfahrung“

„Die Begegnung mit Johannes Kuipers im Oktober war schon auch ganz besonders für mich und hat mich sehr bewegt“, erzählt Elisabeth Broß. „Er hatte sich verändert, das war zu sehen und zu spüren. Im Nachhinein betrachtet, war es eine gute Erfahrung, weil ich im entscheidenden Moment wusste, was zu tun ist, obwohl ich das noch nie vorher gemacht hatte. Und offensichtlich habe ich auch alles richtig gemacht. Ich habe für mich die Erkenntnis mitgenommen, dass man eigentlich auch nichts falsch machen kann, nur, wenn man gar nichts macht. Das ist das Schlimmste. Man sollte immer auf jeden Fall handeln.“

Der plötzliche Herzstillstand tritt schnell und meistens völlig unverhofft ein. Sofortiges Handeln rettet Leben: durch eine Herzdruckmassage und den Einsatz eines Defibrillators, bis der Notarzt da ist. Die Stiftungsfamilie schafft Defibrillatoren für jedes BSW-Hotel an – bisher gab es sie nicht in den Häusern, in denen eine schnelle Versorgung durch den Rettungsdienst gewährleistet ist.

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