Herausforderung Pflege

26.02.2021

Früher lebte die (Groß-)Familie in der Regel unter einem Dach und kümmerte sich gemeinsam um die Großeltern oder das pflegebedürftige Kind. Da jedoch traditionell der Vater der Ernährer war und einem Beruf außer Haus nachging, war es schon damals meist die Mutter, die neben Haushalt und Kindererziehung auch die Pflege übernahm – auch heute sind es eher Frauen, die ganz oder teilweise zuhause bleiben, um sich dieser schweren Herausforderung zu stellen. Je mehr sich das familiäre System in den letzten Jahrzehnten in unserer Gesellschaft verändert hat, desto schwerer wird es allerdings, sich „nebenher“ auch noch ausreichend um pflegebedürftige Familienmitglieder zu kümmern und dabei selbst nicht auf der Strecke zu bleiben. Heute sind bereits über vier Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig, und vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt – überwiegend durch Angehörige.

Über zwei Drittel der pflegenden Angehörigen sind erwerbstätig, und nach wie vor sind es insbesondere die direkten Verwandten, die sich um die zu Hause lebenden Pflegebedürftigen kümmern. Oft tun sie dies ohne einen Pflegedienst – kaum zu stemmen, weil Überbelastung programmiert ist: Meist arbeiten pflegende Angehörige nur eine Stunde pro Woche weniger als nicht pflegende Erwerbstätige. Dazu kommt, dass sich nicht nur die pflegenden Angehörigen, sondern auch die Pflegebedürftigen selbst vielen Entscheidungen gegenübergestellt sehen, die sie alleine oftmals nicht treffen können, weil ihnen der Überblick fehlt und sie sich im Gesetzesdschungel nicht auskennen. Auch die seelische Belastung ist enorm, da die emotionale Bindung zwischen den Pflegenden und den Pflegebedürftigen oft sehr stark ist: Einige reagieren ängstlich auf diese verunsichernde Situation oder werden ganz gegenteilig aggressiv, weil alles manchmal einfach zu viel ist.

„Zuerst war ich skeptisch, ob man mir mit so vielen Fragen und Anliegen zur Pflege meiner Eltern helfen kann, aber man hat sich für mich sehr viel Zeit genommen und auch komplizierte rechtliche Regelungen am Telefon verständlich und nachvollziehbar erklärt. Ob Antrag auf einen Schwerbehinderten-Ausweis, Erhöhung der Pflegestufe, Informationen über die Versicherungen: Ich konnte alle Fragen stellen und außerdem wurden mir viele Ängste vor der Zukunft genommen.“ Anna-Maria B.

Im Verbund mit der compass private pflegeberatung GmbH und der BAHN-BKK bietet die Stiftungsfamilie umfangreiche Hilfe aus einer Hand – im direkten telefonischen Gespräch oder persönlich vor Ort, mit professionellen Online-Schulungen sowie umfangreichen Tipps und Informationen, die jederzeit abrufbar sind:

Fachberatung

Geschulte Pflegefachberater, Sozialarbeiter und Therapeuten beraten Sie umfassend zum Thema Pflege – telefonisch und im persönlichen Gespräch in den Servicebüros der Stiftungsfamilie. Als Premiumleistung für Förderer der Stiftungsfamilie bietet compass eine Beratung zu allen Fragen zu Hause und am Telefon an – von der Beantragung des Pflegegrades über die Organisation der Versorgung der Angehörigen im häuslichen Umfeld durch ambulante Dienste bis zur Hilfe bei der Suche von stationärer Betreuung. Direkte betreuende Pflegeleistungen sind davon ausgeschlossen.

Pflegekurse

Um Sie fit für Ihre Aufgabe in der Pflege zu machen, finanziert die BAHN-BKK Online-Schulungen für Förderer der Stiftungsfamilie und Mitarbeiter der Deutsche Bahn AG. Eine Mitgliedschaft bei der BAHN-BKK ist dafür keine Voraussetzung. Die Online-Pflegekurse beinhalten alles, was Sie bei einem Pflegekurs vor Ort auch erfahren würden. Nutzen Sie also die Vorteile des Internets und verwenden Sie den Kurs, wie es Ihre Zeit erlaubt!

Tipps und Infos

Im Online-Portal www.pflegeberatung.de von compass finden Sie umfangreiche und aktuelle Informationen zur Pflege: vom verständlichen Ratgeber mit fortlaufenden Beiträgen über Erfahrungsberichte und Tipps zur Vorbereitung von Begutachtungen bis hin zu Informationen über passgenaue ambulante und stationäre Pflegeanbieter und Vorlagen zu Vollmachten.

„Mein Vater ist 83 Jahre alt. Die Pflege und den Job zu vereinbaren, ist nicht einfach für mich, und jetzt kommt auch noch Corona dazu. Zum Glück hat mir mein Chef vom hilfreichen Angebot der Stiftungsfamilie erzählt. Die Therapeutin, der Sozialarbeiter und die Pflegefachberaterin stehen mir in dieser für mich sehr schwierigen Zeit zur Seite. Ich danke Ihnen vielmals!“ Anita L.

Häufig tritt die Konfrontation mit der Pflegebedürftigkeit einer nahestehenden Person plötzlich auf und man muss neben dieser Herausforderung auch noch den Job meistern. Hier ist eine frühzeitige Beratung essenziell, um schnell Klarheit über die Möglichkeiten im Rahmen der Pflegeversicherung und die jeweiligen Wünsche der beteiligten Personen zu erlangen. Außerdem ist das Unterstützungsangebot auch ein großer Mehrwert für die Arbeitgeber: Die Pflegeberatung schafft Orientierung und erleichtert die Planung der individuellen Pflegesituation — damit sind die Betroffenen weniger emotional und zeitlich belastet, was sich natürlich positiv auf die Arbeitskraft auswirkt.

Die erfreulichste Begegnung im letzten Jahr war die mit der Stiftungsfamilie. Bei der Pflegefachberatung im Servicebüro hat man sich sehr viel Zeit für uns genommen und alle waren einfühlsam und geduldig. Wir waren bestens auf die Begutachtung vorbereitet. Ich werde euch meinen Kollegen auf jeden Fall weiterempfehlen. Rudolf H.

Eine entscheidende Rolle in der Beratung spielt auch die psychosoziale Entlastung – um es auf den Punkt zu bringen: Die Pflege eines Angehörigen ist kräftezehrend. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige die Möglichkeit haben, mit einer außenstehenden Person über ihre persönliche Situation zu reden und sie darin bestärkt werden, dass sie eine enorme Aufgabe übernehmen. Diese Form der Anerkennung erfahren sie häufig nicht. Deshalb ist die Stiftungsfamilie – neben dem Angebot der begleitendenden sozialen und therapeutischen Beratung – auch im Bereich der Selbsthilfe engagiert und fördert den Austausch in entsprechenden Gruppen. Außerdem bietet wir mit Kooperationspartnern eine kostengünstige Auszeit für pflegende Angehörige. Diese Gesundheitswoche beinhaltet die Übernachtung mit Vollpension, Präventions- und Pflegekurse, das Erholungs- und Entspannungsangebot im BSW-Hotel Isarwinkel in Bad Tölz sowie die Nutzung des Wellnessbereichs.

Die ganzheitliche Unterstützung pflegender Angehöriger liegt uns am Herzen. Informieren Sie sich hier. Dort finden Sie alle angesprochenen Leistungen, aktuelle Informationen, wichtige Tipps, konkrete Ansprechpartner und weiterführende Links zum Thema Pflege. Oder rufen Sie uns unter 0800 0600 0800 (Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 16 Uhr) an beziehungsweise mailen Sie uns: sozialberatung@stiftungsfamilie.de.

Weitere Artikel

26.02.2021
 

"Die Alternativen der Pflegeversicherung sind oft nicht bekannt"

Helga Espeter ist bei compass im Regionalmanagement Pflegeberatung tätig. Sie erklärt uns, wie die aktuelle Situation die Pflege beeinflusst und auf welche Komponenten bei ihrer Arbeit eine besondere Rolle spielen. Frau Espeter, was macht Ihre Pflegeberatung besonders? Wir bieten eine qualitativ hochwertige und sehr individuelle Pflegeberatung sowohl aufsuchend als auch – in der jetzigen Krisensituation besonders wichtig – telefonisch. Oft sind den Pflegenden die Alternativen, die ihre Pflegeversicherung hat, gar nicht bekannt. Außerdem unterstützen wir die Ratsuchenden nicht nur bei der Sicherstellung der Pflege, sondern auch beim Vermeiden von Überforderung. Helfen Sie auch pflegenden Angehörigen oder stehen die Pflegebedürftigen im Fokus Ihrer Beratung? Ja, sicher! Dessen Stärkung ist Grundvoraussetzung für eine dauerhafte Versorgung des Pflegebedürftigen. Nach wie vor sind die pflegenden Angehörigen der größte Pflegedienst Deutschlands. Außerdem haben viele Pflegebedürftige den Wunsch, so lange wie möglich mit der Unterstützung von Angehörigen im eigenen häuslichen Umfeld bleiben zu können. Hat sich die Situation für pflegende Angehörige durch die Pandemie verschärft? Definitiv! Aus der Doppelbelastung, Beruf und Pflege unter einen Hut zu bekommen, ist eine Mehrfachbelastung geworden, weil die Kinderbetreuung nicht mehr gesichert ist und die Isolation dazukommt, um die Pflegebedürftigen vor dem Virus zu schützen.

Menschen im Mittelpunkt

25.02.2021
 

"Jeder trauert anders"

Wir haben sie fast alle schon erlebt: die Trauer. Wir haben um einen verstorbenen Menschen getrauert, um eine in die Brüche gegangene Beziehung, um eine vertane Chance. Manche von uns igeln sich ein, andere wenden sich nach außen; manche reden, andere schweigen; manche weinen, andere malen, schreiben, basteln: Es gibt viele Arten, Trauer zu bewältigen. Es ist nur wichtig, dass wir unsere Trauer angehen, so sehr dies auch schmerzen mag. Wir haben uns mit Alexandra Will-Waldenburger, systemische Therapeutin und Supervisorin in der Stiftungsfamilie, über Trauer und deren Bewältigung unterhalten. „Man muss mit der Trauer, die unweigerlich auf Schicksalsschläge folgt, umgehen lernen“, sagt Alexandra Will-Waldenburger. Seit zwölf Jahren steht sie in der Stiftungsfamilie den Ratsuchenden zur Seite; zuvor hat sie u.a. acht Jahre ehrenamtlich für die Notfallseelsorge in Wiesbaden gearbeitet – eine Zeit, die sie sehr geprägt und ihr deutlich gemacht hat, wie wichtig auch unentgeltliches Engagement im sozialen Bereich ist. „Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand trauert“, führt Alexandra Will-Waldenburger weiter aus. „Wenn der Partner stirbt, das Kind schwer erkrankt, man den Job verliert oder eine Trennung zu verarbeiten hat, dann gerät die Seele aus dem Gleichgewicht. Trauer ist nicht nur normale und wichtige Reaktion auf Schicksalsschläge: Die Verweigerung von Trauer, also diese nicht zuzulassen, führt oft in eine ausweglose Situation. Ich habe einmal erlebt, dass sich ein Mann umgebracht hat, weil er es nicht verwinden konnte, dass sich seine Frau nach 30 Jahren Ehe von ihm getrennt hatte. Leider hat er seine Trauer zu verdrängen versucht, anstatt sich ihr zu stellen. Ich werde nie vergessen, wie er zu mir gesagt hat: ‚Ich kann den Schmerz nicht mehr aushalten‘. Und das ist auch unglaublich schwer. Deshalb ist eine professionelle Beratung umso wichtiger: eine starke Persönlichkeit, die die Trauer der Betroffenen aushält. In meiner Arbeit begleite ich diese Menschen und biete ihnen Raum für ihre Gefühle.“ Jeder trauere anders, so Alexandra Will-Waldenburger, und das sei auch völlig in Ordnung: „Wie ich trauere, das ist eine ganz individuelle Sache, die mit den Selbstheilungskräften der Seele zu tun hat. Deshalb ist es auch von Mensch zu Mensch anders, ob sich jemand eher in Einzel- oder in Gruppengesprächen öffnet bzw. die Trauer alleine mit sich ausmacht. Wichtig ist nur, dass es passiert. In der Psychologie geht man von vier Phasen im Trauerprozess aus: Nicht-Wahrhaben-Wollen, Ängste und andere aufbrechende Emotionen – aus meiner Erfahrung heraus ist dies die schwierigste und langwierigste Phase –, innere Auseinandersetzung mit dem Verlust und schließlich eine neue Sinnfindung. Erst wenn man jede dieser Phasen durchlaufen hat, entwickelt sich eine positive Einstellung zur eigenen Zukunft. Dabei ist die Dauer des Prozesses ebenso individuell wie die Trauer selbst.“ Sie haben einen geliebten Menschen verloren oder betrauern einen großen Verlust? Sie sind einsam und wissen nicht, wie es weitergeht? Sie brauchen jemanden, der Ihnen die Schultern stärkt, oder einfach jemanden zum Reden? Die Sozialarbeiter und Therapeuten der Stiftungsfamilie helfen Ihnen weiter, hören Ihnen zu, begleiten Sie in Einzel- oder Gruppengesprächen – auch online – oder vermitteln an externe soziale Dienste weiter. Rufen Sie uns unter 0800 0600 0800 (Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr) an oder mailen Sie: sozialberatung@stiftungsfamilie.de

Menschen im Mittelpunkt