Laufend Gutes tun

15.06.2023

Mit rund 50.000 Läuferinnen und Läufern aus über 2.000 Unternehmen ist das Team der Stiftungsfamilie BSW & EWH am vergangenen Mittwoch an den Start der J.P. Morgan Corporate Challenge gegangen.

Der Frankfurter Ableger des weltweit größten Firmenlaufes führte von der Hochstraße am Opernplatz sowie der Börsenstraße am Goetheplatz durch die Frankfurter Innenstadt. Wohlverdienter Schluss war nach 5.6 Kilometern in unmittelbarer Nähe zu Frankfurts berühmtestem T-Rex an der Senckenberganlage.

Der Firmenlauf kommt der Stiftungsfamilie neben allen sportlichen und geselligen Aspekten auch mit seinem Unterstützungsgedanken entgegen: Der Erlös aus den Startgeldern kommt traditionell einem guten Zweck zugute, wie im vergangenen Jahr der Deutschen Sporthilfe und der Deutschen Behindertensportjugend.

In diesem Sinne freuen wir uns schon auf nächstes Jahr, wenn die Stiftungsfamilie wieder unter dem Motto „Laufend Gutes tun“ bei der Challenge dabei sein wird. Die zu toppende Durchschnittszeit unserer diesjährigen Laufgruppe liegt dann übrigens bei 36:21 Minuten. Ganz gut, oder!?

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13.06.2023
 

"Du bist nicht verrückt"

Markus Allendorf (Name von der Redaktion geändert) leidet an Depressionen. Er ist einer der mittlerweile rund 50 Peers, die deutschlandweit ihren ebenfalls an Depression erkrankten Kolleginnen und Kollegen in der Deutschen Bahn zur Seite stehen. Seit 2018 gibt es das Programm Peers at work, das von der Deutschen Bahn initiiert wurde, bei der Stiftungsfamilie. Im Folgenden redet der studierte Mineraloge, der seit 20 Jahren bei DB Systel arbeitet und IT-Projekte leitet, offen über seine Krankheit. „Ich dachte, ich sei allein“ Als ich zum ersten Mal eine Depression hatte, dachte ich, ich sei allein. Ich dachte, ich sei der erste Mensch auf der Welt, dem es so geht. Inzwischen weiß ich, dass das nicht stimmt. Ich würde sogar sagen: Leute mit Depressionen bekommen eine geheime Superpower. Wir spüren, wenn es jemandem so geht wie uns. So ist das zumindest bei mir. Hätte es das Peers-Programm früher gegeben, wäre es mir zwei bis drei Jahre eher besser gegangen. Vier Stunden pro Woche bin ich für die Aufgabe freigestellt. Wenn ich heute als Peer mit jemandem zusammensitze oder wir spazieren gehen, steige ich meist mit derselben Frage ein: „Wie geht es dir gerade?“ Ich gebe keine Ratschläge, sondern ich erzähle von mir. Das ist ja das Einzige, was ich kann. Ich bin ja kein Profi. „Ich erzähle von mir“ Ich erzähle von mir und ich versuche herauszukriegen, wie es dem anderen geht. Dann versuchen wir gemeinsam, einen Plan zu finden, der für die Person funktioniert. Ich kann nur Beispielvorschläge machen. Ich sage dann: „Pass auf, ich habe was Ähnliches erlebt. Nicht genau das, was du erlebst, aber etwas, was möglicherweise vergleichbar ist.“  Bei mir waren es morgens beim Aufwachen Schmerzen in der Brust, ich bekam kaum Luft. Ich wurde mehrfach untersucht, aber das Herz war in Ordnung. Nur ich irgendwie nicht. Manchmal saß ich eine halbe Stunde vor meinem Kleiderschrank, weil ich nicht wusste, ob ich zuerst die Socken oder die Hose anziehen sollte. Jede noch so kleine Entscheidung hat mich überfordert. Soll ich duschen oder mir die Zähne putzen? In welcher Reihenfolge mache ich das? Und dann stehen Sie ewig im Badezimmer rum, weil Sie sich nicht entscheiden können. Das ist völlig lächerlich, völlig absurd. Aber das ist das, was mir passiert ist. „Du bist nicht verrückt“ Schließlich bekam ich von einem Freund die Telefonnummer seiner Mutter, die Ärztin ist. Von ihr habe ich zum ersten Mal gehört: „Du bist krank – und es wird lange dauern, bis es dir besser geht.“ Und dann habe ich gemerkt, wie erleichternd das war, dass mir jemand sagt: Das ist eine Krankheit. Du bist nicht doof, du bist nicht verrückt. Du bist krank. Nach einem halben Jahr ging ich wieder ins Büro und sollte mich nach dem Hamburger Modell zurück in den Job finden – ein langsames Eingewöhnen, das für mich nicht funktionierte. Ich bin jeden Tag eine Stunde ins Büro gefahren, um dort mehrere Stunden die Wände anzustarren und im Internet zu surfen. Ich hatte den ganzen Tag ein furchtbares Gefühl, weil ich nichts getan habe. Ich habe Kollegen angesprochen, Freunde in anderen Unternehmen angerufen und gefragt: Hast du eine Aufgabe für mich? Ich kann was für dich machen, ohne dass du mich bezahlen musst. Ich mache alles, gib mir irgendwas. Ich habe um Arbeit gebettelt. Dann wurde ich in eine neue Abteilung versetzt und langsam ging es mir wieder besser. Aber nur für kurze Zeit. Es lag nicht an den Aufgaben, es lag auch nicht an mir. Es war einfach die Krankheit. „Ja, ich mag mich“ Wieder ging ich in Therapie und dieses Mal verstand ich: Ich war nicht geheilt. Ich hatte keinen Burn-out, sondern eine Depression – eine, die möglicherweise bleiben würde. Ich persönlich glaube nicht, dass ich wieder gesund werden kann, aber man kann lernen, damit zu leben. Depression ist eine der häufigsten Ursachen von Suiziden. Das ist eine tödliche Krankheit. Deshalb kann ich als Peer nur unterstützen. Um eine Depression zu behandeln, braucht es Therapeutinnen und Therapeuten. In der Kur hat mich die Psychotherapeutin damals gefragt: „Markus, wie findest du dich eigentlich?“ Das war ein furchtbarer Moment. Denn ich habe gemerkt: Ich fand mich zum Kotzen. Ich habe mich gehasst. Wirklich gehasst. Und jetzt? Die Frage ist für mich bis heute wichtig: Kann ich mich gut leiden? In jedem einzelnen Moment frage ich mich das, auch jetzt. Und: Ja, ich mag mich. Ich finde gut, was ich hier mache.  Das ausführliche Interview mit Markus Allendorf von der Journalistin Rebekka Wiese finden Sie auf ZEIT Online (eingestellt am 9. Februar 2023).

Menschen im Mittelpunkt