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08.10.2024
Im Programm Peers at work, das die Stiftungsfamilie für Mitarbeitende der Deutschen Bahn umsetzt, unterstützen kollegiale Begleiterinnen und Begleiter, sogenannte Peers, an Depression erkrankte Menschen. Ulrike Hampel ist eine von rund 45 Peers und selbst an Depression erkrankt. Wir haben mit der Frankfurterin über die Bedeutung niedrigschwelliger Beratung gesprochen – und darüber, warum sie trotz ihrer Erkrankung Freude und Glück erlebt.
Die Depression begleitet Ulrike Hampel schon ihr ganzes Leben – lange, ohne von der Erkrankung
zu wissen: „Ich dachte immer, es ist normal, sich so zu fühlen“, sagt die 56-jährige Personalexpertin
der DB Cargo in Mainz. Eine Aussage, die zeigt, wie wichtig die Aufklärung über psychische Leiden ist.
„Zwischen einem schlechten Tag und einer Depression ist ein riesiger Unterschied. In einer depressiven
Episode bin ich nicht traurig oder schlecht gelaunt, sondern verliere völlig den Zugang zu meinen
Gefühlen.“ Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und fehlendes Interesse
sind weitere typische Symptome der Krankheit.
Ihre schwerste depressive Phase erlebte Ulrike Hampel 2019 nach der Pflege und schließlich dem
Tod ihrer Mutter. „Ich war eine Zeit lang arbeitsunfähig und auf professionelle Hilfe angewiesen.“
Bei der Rückkehr zur Arbeit hat sie, damals als Führungskraft, ihre Erkrankung transparent kommuniziert: „Die Offenheit hat mir viel Mut abverlangt. Zu meiner Erleichterung haben alle positiv reagiert und mich sehr bestärkt.“
Das Programm Peers at work der Stiftungsfamilie setzt darauf, es Betroffenen so leicht wie möglich
zu machen, das Gespräch zu suchen: Peers sind Mitarbeitende der Deutschen Bahn, die selbst an
einer Depression erkrankt waren oder sind. Sie kennen die Situation genau, unterstützen beim
Umgang mit der Krankheit im Alltag, informieren über Therapien und Anlaufstellen. Peers at work
ist 2018 auf Initiative der Deutschen Bahn als Pilotprojekt entstanden und wird von der Stiftungsfamilie
organisiert. Seit 2022 gehört es zu den Regelleistungen der Stiftungen.
Über ihre Tätigkeit als Peer hat Ulrike Hampel während der letzten digitalen Gesundheitswoche der
Deutschen Bahn berichtet, Titel der Gesprächsrunde: Glück hat viele Gesichter. Ob der Begriff Glück
für Menschen mit Depression zu hoch gehängt sei? Sie verneint: „Depression heißt für mich nicht, dass
es Glück und Freude nicht gibt. Es ist mir nur nicht immer möglich, diese wahrzunehmen und zu empfinden.“ Mit der Zeit hat die Musikliebhaberin einen Weg für sich gefunden: „Regelmäßige Therapiesitzungen und Medikamente helfen mir, aber auch ganz alltägliche Dinge wie Spazierengehen, Handarbeit, mit einer Freundin zu frühstücken. Besonders Konzerte helfen mir, mich lebendig zu fühlen.“
Glück ist für Ulrike Hampel auch, Menschen zu begleiten,denen es ähnlich geht: „Das entgegengebrachte Vertrauen in mich als Peer-Beraterin gibt mir ein gutes Gefühl. Und die Tätigkeit trägt dazu bei, dass Betroffene möglichst schnell Unterstützung finden.“ Peers at work sieht sie als Teil einer positiven Entwicklung in der Gesellschaft hin zu mehr Offenheit und Sensibilität für das Thema. Auch für sich selbst hat Ulrike Hampel viel Positives zu berichten: Vor zwei Jahren hat sie geheiratet. Herzlichen Glückwunsch, liebe Ulrike Hampel!
Hier finden Sie alle Infos zu unserem Programm Peers at work.
Ulrike Hampel ist eine von rund 45 Peers at work und selbst an Depression erkrankt.